ex nihilo
Goetter der Zeit - Cover
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Götter der Zeit und der Gott des Raumes

2. Auflage, Juli 2022, 288 Seiten mit 37 Abbildungen, gebunden.

Es gibt innerhalb der Geisteskultur der Menschheit zwei
Arten von Denken.
Die eine ist das räumliche, richtungsgebende, gradlinige
Denken, die andre ist das spiralisch-kreisläufige.
Das richtungsgebende Denken ist im allgemeinen
abendländisch, das kreisläufige morgenländisch.
Das richtungsgebende Denken ist mechanisch, rational
und darum areligiös, das spiralisch-kreisläufige ist
irrational, organisch und darum religiös.
„Alles ist Frucht, alles ist Same.“
Aus der Welt der Kreislaufdenker, aus dem Morgenlande,
kommen die Religionen,
aus der Welt der richtungsgebenden, gradlinigen Denker kommt der Rationalismus.

Alfred Jeremias

Der alte Orient war von einem magisch-mythischen Weltbild geprägt, aus dem sowohl die Astrologie als auch die Religionen des Morgen- und des Abendlandes hervorgingen.
Im mythischen Weltbild offenbaren sich die Götter in dem in der Zeit kreisenden Sternenhimmel und künden ihren Willen in der Schrift des Himmels, der Schrift der Weisheit.
Das Wissen über die sich in den Gestirnen offenbarenden Götter ging im Lauf der Jahrtausende verloren, die Erfahrung des Mythos verkam zur Mythologie, zur Sage über die Götter.
Die abergläubischen Sagen über die längst vergessenen Götter der Zeit bildeten den Nährboden, auf dem sich das rationale Weltbild entwickelte, so kam es zum größten und folgenreichsten Umbruch in der Geisteshaltung der Menschheit.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. erwachte der zweifelnde Intellekt bei den Gebildeten unter den Griechen, sie begannen die vermenschlichten Göttergeschichten Homers und Hesiods, sowie alle bestehenden religiösen Anschauungen anzuzweifeln.
Mit der griechischen Philosophie entsteht der Logos, die reine Vernunft, das ausschließlich den Raum erfassende rationale Denken, das zur modernen Naturwissenschaft führt.
Das rationale Weltbild schließt die Zeit als Träger von Gestalt aus, die nur noch als räumlich meßbare und inhaltslose Quantität anerkannt wird.
Die Welt wurde entzaubert, das Verständnis von Schöpfung und Schicksal ist dabei verloren gegangen.
In einem ausschließlich den Raum anerkennenden Weltbild, in dem sich die Götter nicht mehr in der Zeit offenbaren, scheint es zwangsläufig, daß die Gottheit leibhaftig im Raum erscheint.
So entstand eine neue Religion, in der die Eigenschaften der Götter der Zeit auf einen Sterblichen übertragen wurden, das Christentum.